· 

USA - Teil II - Dark Skies

Der dritte Neumond dieses Jahr, an dem ich intensiv die Milchstraße und den Nachthimmel fotografieren kann. Nach Wairapapa- und Aoraki-Mackenzie-Darksky Reserve auf der Nord- bzw. Südinsel Neuseelands habe ich meine Reise durch den Südwesten der USA so gelegt, dass ich dort während des April Neumondes fotografieren konnte.

Die Sonnenfinsternis am 8. April habe ich mir schweren Herzens gespart, dafür hätte ich in Richtung Houston und damit weit in Richtung Ostküste fahren/fliegen müssen, was wiederum die Möglichkeiten, in den Nächten rund um den Neumond, an den wirklich dunklen und epischen Landschaften des amerikanischen Südwestens fotografieren zu können, reduziert hätte.

Und so hatte ich mir im Vorfeld ein paar Orte zum Fotografieren ausgesucht. Viel zu viele, weil ich die immensen Distanzen unterschätzt habe. Am Ende wurden es Bereiche im Arches Nationalpark bei Moab (wo ein Sandsturm das Fotografieren in der ersten Nacht unmöglich machte), westlich von Page an den Toadstool Hoodoos und schließlich im Death Valley und am Mobius Arch in Kalifornien.

 

Inspiriert wurde diese Reise durch den YouTube Kanal von Alyn Wallace aus Wales. Tragischerweise erreichte mich die Nachricht des plötzlichen Todes dieses jungen und so talentierten Astrofotografen genau während dieser Reise. Mit seinen Videos und Bildern, seinem profunden Wissen und der wunderbaren Fähigkeit, auch komplizierte Sachverhalte anschaulich zu erklären, war er für mich in den letzten Jahren eine verlässliche Informationsquelle, zumal seine ruhige und unaufgeregte Art mich angesprochen hat. Ein herber Verlust für alle, deren Herz für die Astrofotografie schlägt.

Und so waren meine Gedanken während dieser Nächte unter dem Sternenhimmel häufig bei ihm und seiner Familie. Anders als in Neuseeland habe ich diesmal die Sterne mit einer Mischung aus Faszination und schwerem Herzen erlebt.

Die erste wirklich klare Nacht war meine zweite Nacht am Arches Nationalpark. Zunächst hatte ich mich auf einen Felsbogen außerhalb des Parks, den sog. Corona Arch, eingeschossen, da auf der Homepage des Nationalparks stand, dass man für den Zugang ein zeitbezogenes Ticket benötigt. Ich hatte eines für den Nachmittag und Abend und hatte eigentlich nicht vor, bis in die zweite Nachhälfte ununterbrochen im Park zu sein. Dann erfuhr ich aber, dass anders als auf der Homepage vermerkt, der Zugang nachts nicht durch zusätzliche Tickets gesteuert wird, so dass ich in den Arches Nationalpark hinein gefahren bin. Sorry Corona Arch, ein anderes mal vielleicht. ;-)

Mit der Fotopills App habe ich am Nachmittag ein paar Bereiche erkundet. Leider steht die Milchstraße zu dieser Jahreszeit für den Double Arch nicht optimal (der wäre eigentlich mein Favorit gewesen). So sind es dann der Balanced Rock und der Bereich um den sog. Garden of Eden geworden.

Den Delicate Arch habe ich nachts bewusst nicht angesteuert, da ich den dunklen Himmel ohne viele weitere störende Rotlicht-Stirnlampen genießen wollte. Abends beim Sonnenuntergang konnte ich erfahren, wie es dort, an diesem zweifelsohne wunderbaren Felsbogen, zugeht.

Von Moab bin ich dann weiter Richtung Page gefahren, vorbei am Monument Valley, an dem ich aber nur einen kurzen Zwischenstop gemacht habe. Da wir Ostern nicht in den Upper Antelope Canyon gehen konnten, weil dieser sehr früh schon total ausgebucht war und wie so auf den auch sehr schönen Canyon X ausgewichen sind, habe ich die Route so gelegt, dass ich die Chance hatte, diesen Ort zu sehen. An Sternenfotografie war an diesem Tag ohnehin nicht zu denken, das es sich abends zuzog.

Die nächste Gelegenheit ergeb sich dann wieder an den Toadstoool Hoodoos zwischen Page und Kanab, einer etwas unbekannteren Felsformation, unweit des State Highways (an dem nachts aber kaum ein Auto fährt). Gegen 1.30 Uhr nachts hatte ich mir den Wecker gestellt und bin die gut zehn Minuten bis zu einem kleinen Wanderparkplatz gefahren. Die kurze Wanderung, bei der die Felswände schemenhaft im Licht der Sterne schimmerten, war eindrücklich. Kein Laut außer dem Geräusch meiner Schritte und dabei fast windstill. 

Oben an den Hoodoos waren schon zwei Astrofotografen, denen ich in Moab auch schon mal über den Weg gelaufen bin. Aber sie wie ich sind mit den Stirnlampen wirklich sehr sparsam umgegangen, um uns nicht gegenseitig zu stören, das war angenehm. Gegenseitige Rücksichtnahme macht die eigenen Bilder ja nicht schlechter. Zunächst habe ich ein paar Vordergründe fotografiert, weil mir die Milchstraße noch nicht hoch genug stand. Erst danach habe ich den Starttracker auf dem Stativ befestigt, ihn justiert und auf Polaris gezielt (auf der Südhalbkugel habe ich mit dem Benro Polaris meist Jupiter oder Sirius anvisiert). Neben Einzelaufnahmen mit 20mm und 40mm habe ich auch Panoramen der Milchstraße mit Nachführung fotografiert. Dabei habe ich mit 14mm in vertikaler Orientierung gearbeitet.

Die drei Bilder unten zeigen etwa, wie sich der Stand der Milchstraße zwischen 2.30 Uhr und 5 Uhr verändert hat. Von einem flachen Band fast parallel zum Horizont zu einem schönen Bogen, der sich von Südost nach Nordwest zieht.

Die Temperaturen in dieser klaren Nacht lagen bei 2-4 Grad. Aber mit zwei Fleecepullis und einer Goretex Hose über der Wanderhose ließ sich das aushalten, zumal, wie gesagt, fast kein Wind ging. Dennoch war ich dann auch froh, gegen halb sechs Uhr in der Unterkunft in Big Water zu sein und noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Ein Wort zur Benro Polaris App möchte ich an dieser Stelle noch los werden. Wenn ich das Handy aus der Jackentasche heraus, ist mir manchmal nicht aufgefallen, dass ich es falscherem, also auf dem Kopf gehalten haben. Zum einen, weil es eben stockdunkel draußen ist, zum anderen weil die Benro App sich mitdreht. So passiert es dann, dass beim Starten des Astramodus, Nord und Süd vertauscht sind, einfach weil das Handy verkehrt herum steht, die App aber alles "normal" anzeigt. Für das iPhone heißt das: Die Notch bzw. der Bereich mit den Handkameras ist der Teil des Phones, der in Richtung der auf dem Benro Polaris montierten Kamera zeigen muss, dann passt es.

Im Death Valley ging mein eigentlicher Plan nicht auf, nämlich die Salzformationen am Bad Water Bassin zu fotografieren, denn die standen aktuell unter Wasser. Und die Bereiche, die aus dem Wasser herausragten, waren von Scharen von Touristen wie mir selbst zertrampelt. Außerdem kam man durch das Wasser in der Ebene nicht weit genug nach Westen, um einen Berg aus dem Blickfeld zu bekommen und damit einen freien Blick auf die Milchstraße. Also spontane Planänderung. Abends zum Sonnenuntergang habe ich die Mesquite Flat Sand Dunes fotografiert und mich dort auf einem Campingplatz ganz um die Ecke einquartiert. Nachts habe ich dann ein Panorama von der Straße unterhalb der Sand Dunes fotografiert. Obwohl locker 100km entfernt, macht sich hier Las Vegas noch mit einer deutlich wahrnehmbaren Lichtverschmutzung in Form eines Lichtdomes bemerkbar. Im Death Valley spart man ja nicht mit Superlativen, hottest Point on Earth, einer der trockensten dazu und auch einer der dunkelsten will man sein. Dunkel ist der Park sicherlich, aber hier in den USA (in Utah zum Beispiel) und auch in Neuseeland hatte ich deutlich dunklere Orte, in denen die Milchstraße deutlich besser mit dem bloßen Auge wahrnehmbar war. Vielleicht lag meine etwas mangelnde Begeisterung aber auch an meiner Tagesform. Mit 37 Grad (im April) und faktisch ohne Schatten war ich abends schon etwas groggy.

Begeistert hingegen haben mich die Alabama Rocks westlich des Death Valley. Eine Landschaft, die von Hollywood nicht ohne Grund wiederholt als Filmkulisse genutzt wurde (bezeichnenderweise heißt die Schotterpiste durch die Felslandschaft denn auch Movie Road). Die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada im Hintergrund, im Vordergrund eine wundersame Felslandschaft mit runden bzw. weichen Formen. Ein toller Kontrast zu den schroffen Gipfeln und Felsen im Hintergrund. Aufmerksam auf dieses Gebiet,  das auch einige schöne Felsbögen bietet, bin ich durch den oben erwähnten kürzlich verstorbenen Astrafotografen. In einem seiner zahlreichen Videos hat er unter anderem die Alabama Hills vorgestellt. Tagsüber habe ich mir ein paar Stellen dort angeschaut und überprüft, die die Milchstraße steht. In der zweiten Nachthälfte bin ich dann zum Mobius Arch gefahren. Erwartet habe ich einige Fotografen dort, Alyn Wallace sprach in seinem Video von einem halben Dutzend, die sich mitunter gegenseitig im Weg standen. Aber ich war dann dort die halbe Nacht alleine und konnte mit unterschiedlichen Brennweiten und Bildwinkeln Herumprobieren. Einzige der ordentliche Wind mit starken Böen hat das Fotografieren insbesondere mit Startracker etwas erschwert, weshalb ich mich beim Himmel für kürze Belichtungszeiten und dafür höhere ISO entschieden habe.

Abwechslungsreich waren die Orte, an denen ich nachts fotografieren konnte. Aber auch weit voneinander entfernt. Die Distanzen im amerikanischen Südwesten unterschätzt man leicht beim Blick auf die Karte. Und damit auch die Gefahr, zu viel zu wollen. Einige der Orte, an denen ich gerne fotografiert hätte. musste ich notgedrungenermaßen von meiner Route streichen. Aber es zählt nicht, was hätte sein können, sondern was war. Und da kann ich nur sagen, auch wenn mir Land und Leute nicht ganz so liegen wie etwa in Neuseeland, so sind die Nachthimmel und die Orte, an denen man sie fotografieren kann, schon etwas Besonderes. Die Weite und mit auch die Ruhe des amerikanischen Südwestens ,insbesondere nachts, haben eine ganz eigene Faszination.