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Blitzen mit Pocketwizards – unterwegs jenseits der Blitzsynchronzeit

D600, 18mm, ISO 500, 1/1600s, Blende 8, Elinchrom Ranger RX mit 100er Octa und Speedlight
D600, 18mm, ISO 500, 1/1600s, Blende 8, Elinchrom Ranger RX mit 100er Octa und Speedlight

 

Seit nunmehr einem Jahr fotografiere ich regelmäßig mit den Pocketwizards, kleinen Funksendern und Empfängern, die das drahtlose Blitzen unkomplizierter machen. Zum einen setzen sie anders als Nikon selbst nicht auf ein Infrarot- sondern ein Funksignal und sind damit auch draußen und bei großen Helligkeiten zuverlässiger einsetzbar.

 

 

 

Zum anderen erlauben sie auch mit Studioblitzen bzw. Outdoorblitzen mit Generator oder eingebautem Akku das sogenannte Blitzen mit Hypersyc, so wie Pocketwizard das nennt. Damit wird das Blitzen jenseits der Blitzsnychronzeit, die bei gängigen Kameras in der Regel bei 1/125s bis hin zu einer 1/250s liegt, beschrieben.

 

 

 

Wo brauche ich das und wie funktioniert das?

 

 

Wer häufig draußen blitzt kennt das Problem. Bei Sonnenlicht kommt man, wenn man z.B. eine Person im Gegenlicht mit Blitz aufhellen möchte, schnell in Blendenbereiche zwischen 8 und 16, wenn man auf die Blitzsynchronzeit festgelegt ist. Freistellen bei Offenblende ist dann nicht mehr möglich. Ein zweiter Bereich, bei dem die Möglichkeit, kurze Verschlusszeiten zu realisieren, hilfreich ist, sind einige Bereich der Sport- bzw. Action-Fotografie. Denn bei einer 1/250s und hellem Umgebungslicht kommt es durch das Dauerlicht schon zu leichten Bewegungsunschärfen, und zwar auch dann, wenn der Blitz sehr kurze Abbrennzeiten hat. Bei manchen Motiven mag das gut aussehen, aber wenn man in der Kombination von Dauer- und Blitzlicht Bewegungsunschärfen reduzieren oder vermeiden möchte, dann führt hier kein Weg an kürzeren Verschlusszeiten vorbei, weil diese den Einfluss des Dauerlichts auf Bewegungsunschärfen minimieren.

 

In beiden Situationen kann zwar auch ein Graufilter helfen, allerdings machen der das Arbeiten durch den Sucher nicht einfacher und erschwert dem AF (gerade bei Gegenlicht) zudem auch noch seine Arbeit. Eine zweite Möglichkeit ist der Einsatz eines Systemblitzgerätes, das kürzere Zeiten als die Blitzsynchronzeit erlaubt, indem es durch eine hochfrequente Blitzsalve (Stroboskop-Effekt) ein Dauerlicht simuliert. Dabei geht aber die Blitzleistung in die Knie, was sich vor allen Dingen dann auswirkt, wenn man zudem auch noch Lichtformer (z.B. eine Softbox) verwenden möchte, die ja nochmal Lichtleistung schluckt. Auch wenn der Abstand zwischen Blitz und Model größer wird, kommt ein Systemblitz bei Kurzzeitsynchronisation schnell an seine Leistungsgrenze.

 

 

 

Daher hat der Einsatz stärkerer Studio- oder Outdoorblitze durchaus seine Berechtigung (ein Blitzmit 400WS bietet ein Vielfaches der Leistung eines Systemblitzes, dessen Leistung häufig etwa bei 50-60WS liegt). Da diese großen Blitze jedoch den obenen beschriebenen Stroboskop-Effekt nicht beherrschen, muss die Technik, die eine kürzere Blitzzeit als die Synchronzeit erlaubt, etwas anders funktionieren. Jeder Blitz hat eine Abbrennkurze, ähnlich einer Sinuskurve, allerdings meist mit schnellem Anstieg und etwas langsameren Abfall der Kurve. Der Trick der Funksender ist nun vereinfacht gesagt die Auslösung des Blitzes, bezogen auf den Verlauf des ersten und zweiten Verschlussvorhanges der Kamera, anders zu timen. Stellen wir uns vor, dass ein Blitz eine Abbrennzeit von 1/1000s hat, man die Kamera aber mit einer 1/2000 auslösen lassen möchte. Man wird dann nicht die komplette Lichtmenge, die der Blitz abgibt, einfangen können. Präzises Timing versucht nun, Kameraverschluss und Blitzauslösung so aufeinander abzustimmen, dass die Kamera gerade dann auslöst, wenn der Blitz gerade das meiste Licht abgibt.

 

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass sich für diese Technik am besten Blitze mit sehr kurzer Abbrennzeit eignen, was aber aus zwei Gründen nicht der Fall ist. Erstens ist bei einer kürzeren Abbrennzeit das Timing deutlich komplizierter und zweitens erfolgt der Lichtabfall zwischen dem Moment, an dem der Blitz die meiste Helligkeit abgibt, und dem Moment, wo er kein Licht mehr abgibt, deutlich schneller, was dazu führen kann, dass im Bild Helligkeitsverläufe erkennbar sind, die daraus resultieren, dass der Verschlussablauf bei Spiegelreflexkameras durch zwei Verschlussvorhänge erfolgt.

 

 

Daher liefern Blitze mit längerer bzw. mittlerer Abbrennzeit bessere, d.h. gleichmäßigere Ergebnisse mit Hypersync.

 

 

Da nun jede Kamera und jeder Blitz etwas anders regiert, muss der Funksender und Empfänger dem Rechnung tragen. Bei Pocketwizard erfolgt das über eine Software, mit der man das System auf die Kamera und die verwendeten Blitze optimieren kann. Zudem kann über USB neue Firmware aufgespielt bzw. neue Funktionen ermöglicht werden.

 

 

Nach diesem kurzen Ausflug in ein bisschen Theorie mal meine Erfahrungen aus der Praxis. Ich selbst nutze derzeit einen Pocketwizard Mini TT1 als Funksender auf der Kamera, sowie einen AC3 Zone Controler, mit dem man den Blitz hoch- oder runterregeln kann. Unter dem Nikon SB 900 sitzt ein Flex TT5 (kann als Sender und Empfänger genutzt werden und über Klinkenkabel auch Studioblitze auslösen). Auf meinem Elinchrom Ranger RX steckt ein Power ST4, der in Verbindung mit dem Zonecontroler erlaubt, den kompletten Leistungsbereich des Blitzes über Funk zu regeln. Erfahrung mit diesem System habe ich mit der Nikon D800E sowie der Nikon D600/D610 gemacht.

 

 

Wenn man das gesamte System über die Pocketwizard Software sauber konfiguriert hat, dann werden Verschlusszeiten bis zu einer 1/8000 (an der D800E) bzw. 1/4000 (an D600/610) mit nur sehr geringen Helligkeitsverläufen möglich. Zudem kann man dann deutlich größere Blenden wählen und gewinnt damit Gestaltungsspielräume, die man vorher im Zusammenspiel mit Studioblitzen nicht hatte. Was mich besonders überzeugt, ist die Kombination aus AC3 Zonecontroler und ST4 Empfänger am Elinchrom Ranger RX. Mit dieser Kombination, die speziell auf die großen Elinchrom Porties mit 1100WS Leistung abgestimmt ist, kann man die Leistung des Blitzes von der Kamera aus sehr feinfühlig in 1/3 Blenden Schritten regulieren. Der Gang zum Generator oder Blitzkopf, um die Leistung zu verstellen, wird damit überflüssig.

 

 

 

Ich habe ein paar Bilder zugefügt, die zeigen, welche Möglichkeiten sich die Kurzzeitsynchronisation und den Einsatz großer Blitze ergeben. Wenn Ihr dazu Fragen oder Anregungen habt, dann könnte Ihr das gerne über die Kommentarfunktion äußern oder mich per Mail kontaktieren. Ein paar Aufnahmedaten zu jedem Bild findet man, wenn man das Bild anklickt.

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