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Westküste - feuchte, wilde Schönheit

Mein Start mit der Westküste vor 2 1/2 Wochen war ja nicht optimal. Die Berge verhangen, 48 Stunden Dauerregen der heftigeren Art, der Zelt und Schlafsack in ein Mikroklima versetzte, dass eher an eine Badewanne als an ein Zelt denken lässt. Irgendwie hatte ich mir den Beginn meiner Tour in Neuseeland anders vorgestellt. Nachdem die Wettervorhersage vor knapp 3 Wochen auch für die darauffolgenden Tage alles andere als passabel war, habe ich ja dann erstmal den Ost, den Süden, Central Otago und die Seen gemacht und bin erst jetzt wieder an die Westküste zurück.

Und was soll ich sagen, bis jetzt habe ich absolutes Kaiserwetter gehabt, dass die Regenduschen am Anfang fast vergessen macht. Und dennoch merkt man der Region die starken Niederschläge auf Schritt und Tritt an. Die Gletscher der Southern Alps, der gemäßigte Regenwald an den Hängen, die vielen Flüsse, die sich der Küste entgegen mäandern. All das eingerahmt von der mitunter wilden, aber wunderbar blauen Tasmansee und den höchsten Gipfeln Neuseelands, allen voran dem Mount Cook.

Von Wanaka kommend bin ich zunächst an den Gletschern angekommen und war überrascht, wie warm es im Tal hinauf zum Fox Gletscher ist. Das kenne ich aus vielen Ländern anders, in denen ein kühler Wind vom Gletscher herabweht. Nicht hier. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass die die Gletscher der Südalpen in den letzten Jahren in erschreckender Geschwindigkeit zurückziehen. Am Fox Gletscher und an der Straße dorthin gibt es Schilder, die anzeigen, bis wo der Gletscher in entsprechenden Jahren reichte. Wenn der Rückzug in dieser Geschwindigkeit weitergeht, dann wird in wenigen Jahrzehnten vom "ewigen" Eis der Südalpen nicht mehr viel übrig sein. 

Das starke Abschmelzen macht die beiden Gletscher auch nicht sonderlich ansehlich im unteren Bereich. Man läuft durch Schutt- und Schotterbereiche, die noch vor wenigen Jahren mit Eis bedeckt waren und auf denen die Vegetation noch nicht Fuß gefasst hat. Alles in allem eine große Kies-Schutthalde.

Zunächst hatte ich überlegt, abends noch einmal an den Fox Gletscher zurück zu kommen, um ihn im Abendlicht zu fotografieren und morgens dann am Lake Matheson zu fotografieren. Irgendetwas hat mich dann aber doch bewogen, schon abends an den See zu fahren. Und siehe da, mit jeder Minute, die der Sonnenuntergang näher rückte, wurde das Wasser auf dem See glatter und bildete am Ende einen fast perfekten Spiegel. Und am Morgen danach war dann Nebel. Insgesamt also die absolut richtige Entscheidung, den See mit seinem Ausblick auf Mount Cook und Mount Tasman abends anzusteuern.

Von den Gletschern ging es dann weiter entlang der Küste bis nach Hokitika, einer kleinen Stadt an der Westküste, in deren Hinterland sich die wunderbare Hokitika Gorge befindet. Eine Schlucjht mit fast weißen Steinen und wunderbar blauem Wasser, das viele Besucher zum Bad animiert, obwohl es keine Badetemperatur hat. Während es mittags dort ziemlich voll war (obwohl es als Geheimtipp gehandelt wurde) wurde es zum späten Nachmittag deutlich ruhiger, so dass man die Atmosphäre im Tal dann auch genießen konnte.

Für mich der absolute Höhepunkt an der Westküste ist der Bereich zwischen Greymouth bis nördlich von Punikaiki. Eine wunderbar wilde Küste, an der die Brandung der Tasmansee fortwährend nagt. Zahlreiche Felsen, die sich dieser Gewalt des Meeres mutig in den Weg stellen und als Höhepunkt inmitten dieser rauhen aber farbenfrohen Küste die sog. Pancake Rocks, die so heißen, weil ihre Fels-Struktur so aussieht, als hätte man Pfannkuchen übereinander gelegt. Bei Flut und ordentlich Wind gibt es dort zudem Stellen, an denen Fontänen senkrecht aus dem Fels nach oben schießen. Dieses Glück hatte ich nicht, dafür war das Wetter und das Licht wirklich so, dass man nicht klagen kann.

Aber auch das Hinterland dieser Küste ist einen Besuch wert, es gibt tolle und wilde Flusstäler mit urigen Wäldern, in denen Farngewächse dominieren. Entlang der Flüsse gibt es zahlreiche, relative entspannte Wandermöglichkeiten.

Weiter nördlich, bei Westport habe ich dann noch das Cape Foulwind und eine Seehund Kolonie besucht. Die Tiere, die man riechen konnte, bevor man sie sah, konnte man leider nur von einer doch relativ weit entfernten Ausssichtsplattform beobachten. Auch der Bereich um das Cape Foulwind, an dem Cook mit seinem Schiff ankerte, hat mich persönlich nicht ganz so sehr beeindruckt wie die Küstenlandschaft wenige Kilometer weiter südwestlich.

Die Westküste insgesamt ist aber für mich einer der Höhepunkte, auch weil jetzt das Wetter mitgespielt hat und man die Naturschönheiten eben auch sehen konnte.

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