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Tongariro - vom Winde verweht

In den Tagen nach Tekapo hatte ich mit einer "kreativen Ladehemmung" zu kämpfen und irgendwie wenig Vorzeigbares produziert. Hinzu kommt, dass das Licht in den Malborough Sounds eher langweilig war und mir in Wellington ein Infekt zu schaffen machte. So war für mich der erste wirkliche Höhepunkt auf der Nordinsel der Tongariro Nationalpark mit seinen Vulkanen und der sie umgebenden alpinen Landschaft.

Das Tongariro alpine crossing ist eine der, wenn nicht die berühmteste Tageswanderung in Neuseeland und führt an den Kratern des Tongariros vorbei. Im Blick hat man dabei immer den Mount Ngauruhoe und den höchsten Berg der Nordinsel, den Ruahepu. Man wandert auf der 6-8 stündigen Tour (je nach Kondition und Richtung, in die man unterwegs ist) an kristallklaren Seen, Kratern und Bergflanken, aus denen schwefeliger Dampf aufsteigt, vorbei.

Und man hat tolle Ausblicke in die Berg- und Hügellandschaften der Nordinsel und den Taupo See, wenn - ja wenn - das Wetter mitspielt.

Bislang habe ich auf meiner Reise in den letzten Monaten ja wirklich weitgehend Wetterglück gehabt und damit keinen Grund zur Klage. Im Tongariro Nationalpark war dies nicht so. Am Abend der Ankunft im Nationalpark noch schönes Wetter mit harmlosen Wolken am Himmel, die die Sonne ab und an bedeckten, war der nächste Morgen neblig und windig.

Die Wettervorhersage hatte für den Tag Wind um die 50-60km/h gemeldet. Ebenso wie die Aussicht, dass sich der Nebel und leichte Nieselregen des Morgens rasch verziehen würde. Auch in der Unterkunft wurde uns versichert, dass die Wanderung problemlos machbar sei. Nun denn ... guter Dinge sind wir morgens früh als mit die ersten an einen der beiden Wanderparkplätze gefahren und haben die Wanderung in Richtung Red Crater und Emerald Lakes begonnen. Unser Plan war es, bis an den Blue Lake zu laufen und dann wieder zurück, um so den umständlichen und teuren Shuttle Bus zu sparen. Aber die tiefen Wolken, die am Berg hingen sind genauso wenig verschwunden wie der Wind. Im Gegenteil: abends in der Herberge haben wir eine Statistik der Wetterstation im Park gesehen, die Wind bis über 100 km/h aufgezeichnet hat. Als wir oben waren, waren es immerhin rund 90km/h. Und so hat es mir am Red Crater die wirklich eng anliegende Regenhülle meines Rucksacks weggeweht.

Während wir und einige andere am Red Crater entschieden haben umzukehren, zumal die Sicht am Berg bei 30-40m lag, sind uns dann Horden meist junger und häufig leicht bekleideter Wanderer entgegen gekommen, von denen wir immer wieder den Eindruck hatten, dass sie nicht recht wissen, dass sie sich in einem alpinen Gebiet und nicht am Strand oder einer Großstadt befinden. Zwar ist der Weg immer gut in Schuß und damit technisch überhaupt nicht schwierig, die passende Kleidung sollte aber eigentlich eine Voraussetzung für eine Wanderung auf knapp 2000m Höhe sein.

Abends haben wir eine kleinere Wanderung zu einer Serie von Wasserfällen gemacht, deren Bachbett in tollen Gelb- und Brauntönen schimmert.

Tags darauf haben wir einen zweiten Angriff gestartet und hatten diesmal wirklich Wetterglück, so dass wir die Berge des Tongariro Parks mit ihren tollen Farbtönen dann auch bei Sonnenschein sehen konnten. Einzig die Menschenmassen, die mich stellenweise fast wie am Frankfurter Kreuz haben fühlen lassen, haben es mitunter schwierig gemacht, die Majestät dieser Vulkanlandschaft auch genießen zu können. Diesmal sind wir vom anderen Wanderparkplatz bis zum Blue Lake gewandert, so dass wir (von zwei Kilometern abgesehen), das Crossing faktisch zweimal gelaufen sind.

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