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Aufbruch nach Island und die ersten Tage

Die letzten Tage auf der Arbeit, der Abschied von Kolleginnen und Kollegen. Die Abschiedsfeier mit Familie und Freunden. Vollgepackt war die letzte Woche vor dem Aufbruch nach Dänemark und von dort mit der Fähre weiter über die Färöer Inseln in den Osten Islands nach Seydisfördur.

So vollgepackt, dass ich wenig Zeit und Gehirnschmalz auf das Packen verwendet habe und nach wie vor den Eindruck habe, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben. Und zudem musste/konnte ich anders packen, da ich auf so einer langen Reise zum ersten Mal nicht mit Flieger oder eigenem Fahrrad, sondern dem Wagen und damit mit mehr Stauraum unterwegs sein würde. Mehr Platz ist gut, aber die Entscheidung, was ich mitnehmen wollte und was zu Hause bleiben würde, wurde dadurch nicht einfacher.

Manchmal macht es die Reduktion auf das wirklich Notwendige auch einfacher.

Aber sei es drum. Der Kofferraum des kleinen Duster war gut gefüllt und auch jeder Winkel rund um den Ersatzreifen ausgenutzt, nachdem ich Marcus am Marburger Bahnhof abgeholt hatte und wir gemeinsam die Fahrt ins dänische Hirtshals angegangen sind. Auf Marcus warteten 10 Tage Island, auf mich 5 Wochen gefolgt von 9 Tagen auf den Färöer Inseln.

Die Überfahrt verlief mit Ausnahme der Bereiche vor und nach den Färöer Inseln, die etwas Seegang hatten, ruhig. Der Magen war zwar etwas flau und die letzte Nacht vor Island zunächst etwas schaufelig, letztlich haben wir die zwei Tage aber gut hinter uns gebracht und konnten dann in Seydisfjördur nach einem kurzen Stop im Ort Richtung Egilstadir weiterfahren. Oberhalb des Sees Lagarflot hatten wir unsere erste Unterkunft, eine kleine Hütte, beim Bauernhof Setberg, gebucht. Und nach einer kurzen Pause haben wir dann am Südende des Sees noch eine wunderbare kleine Wanderung zum Hengifoss unternommen. Oberhalb einer spektakulären Schlucht mit zahlreichen Kaskaden und wunderbaren Formationen von Säulenbasalt liegt der imposante Wasserfall mit seinen roten Gesteinseinlagerungen. Am Ende wurden wir neben leichtem Nieselregen auch mit Sonnenschein belohnt, der den Wasserfall in ein wunderbar warmes Licht tauchte. Unten am See grasten Islandpferde.

Am nächsten Morgen entschieden wir spontan, unser Glück trotz bescheidener Wettervorhersage zu wagen, und zum Studlagil Canyon zu fahren, der westlich von Egilstadir im Tal der Jökulsá à bru liegt. Nach 50km über die Ringstraße biegt man auf eine kleine Straße ab, die nach wenigen Kilometern zu einer Schotterpiste wird. Etwa 14 km nach dem Abzweig von der Ringstraße biegt man ab, quert eine kleine Brücke und fährt dann auf einer schlechteren Schotterpiste nochmals 2km bis zu einem kleinen Wanderparkplatz. Wer diese letzten beiden Kilometer scheut, kann auch an der Brücke halten und ab dort laufen. Es lohnt sich, früh aufzustehen. Zunächst waren wir fast alleine, gegen 10 Uhr hat sich der Studlagil Canyon aber merklich gefüllt. Viele Wanderer und einige Drohenpiloten haben den ansonsten magischen Ort bevölkert. Für uns hieß es dann nach etwa 2 Stunden Abschied vom Studlagil zu nehmen und Richtung Ostfjorde nach Berunes bei Djupivogur zu fahren, wo für die nächsten Tage unser Basislager sein sollte.