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USA -Südwesten, Teil 1

Ein Roadtrip durch Teil des Südwestens der USA. Ganz anders als der Roadtrip durch Neuseeland. Die Entfernungen größer, in Motels statt im Zelt unterwegs, die Landschaften dominiert von schneebedeckten Bergketten und rotem bis gelblich leuchtenden Sandstein, dass Essen eine Mischung aus Burger und Brot, das für den deutschen Gaumen gewöhnungsbedürftig ist  und nicht zuletzt in der ersten Hälfte des Trips zu zweit unterwegs (Johannes aus Bayern, der derzeit in Mexiko arbeitet, hat mich für gut eine Woche begleitet).

Die USA hinterlassen bislang einen zwiespältigen Eindruck bei mir. Viele offene Menschen, mit denen man ins Gespräch kommt, aber auch eine Stimmung, die den sich anbahnenden Wahlkampf schon erahnen lässt. Dazu viele Kontrollen (schon vor dem Abflug in die USA in Dublin), die zumindest bei mir das Gefühl erwecken, hier weniger sicher als in manch anderem Land zu sein.

Aber die Landschaften sind grandios. Am Rande des Grand Canyons zu stehen oder vor dem Delicate Arch im Arches Nationalpark oder an der Abbruchkante oberhalb des Bryce Canyons mit seiner bizarren Landschaft aus Felszinnen, ist schon sehr beeindruckend.

Am Abend des 26.3. bin ich in LA gelandet und erstaunlich gut durch den extrem großen Flughafen gekommen. Überrascht war ich, dass dort keine Einreisekontrollen mehr stattfanden. All das ist von US-Beamten am Flughafen Dublin erledigt worden. Dort gibt es einen extra abgesonderten Bereich des Terminals, in dem alle Flüge in die USA starten. Mit einem Shuttle Bus und einer sehr resoluten und lauten Fahrerin bin ich dann in Richtung Unterkunft gefahren, die nahe am Flughafen und damit nahe an den Autovermietstationen lag. Abendessen? Fehlanzeige! Nichts war dort zu finden und auf längere Fußwege hatte ich keine Lust nach dem langen Flug und aufgrund der einbrechenden Nacht. Also mit leerem Bauch und trockenem Hals ins Bett.

Am nächsten Morgen habe ich den Mietwagen abgeholt und dann auf Johannes gewartet, der gegen Mittag gelandet ist. Er hingegen brauchte fast 2 Stunden, um durch die Kontrollen am Flughafen zu kommen. Das sind Zeiten, bei denen einem das Schimpfen auf die mitunter langsame Gepäckabfertigung am Frankfurter Flughafen vergeht. Gegen 14 Uhr sind wir dann aufgebrochen Richtung Joshua Tree Nationalpark. Wir hatten eine Unterkunft in Twentynine Palms am nördlichen Rand des Parks gebucht und wollten dort erstmal in Ruhe ankommen. Aber erstmal raus aus LA! Leichter gesagt als getan, wir kamen allmählich in die Rushhour und von einem Stau in den nächsten. Gegen 19 Uhr und nach einer Essens- und Einkaufspause waren wir endlich am Tagesziel. Den ganzen nächsten Tag haben wir für die Erkundung des Joshua Tree Nationalparks genutzt und einige kleine Spaziergänge (Wanderung wäre zu viel gesagt) gemacht. Hier ein paar Eindrücke aus dem Park.

Nach zwei Nächten am Joshua Tree Nationalpark sind wir weitergefahren über Kingsman und die Route 66 bis nach Williams. Das war eine lange Strecke, die Entfernungen hier in den USA unterschätzt man schnell. In Kingsman haben wir in einem kultigen Diner etwas zu Mittag gegessen. Entlang der Route 66 gibt es hier und da Siedlungen, die wie aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Mit den neuen Highways und dem damit verbundenen Bedeutungsverlust der alten Ost-West Verbindung wirkt es stellenweise, als wäre die Region in einer Art Dornröschenschlaf. Überall vor sich hin rostende Autos, alte Schilder und Behausungen, die ihre besten Tage lange hinter sich haben. Etwas morbid aber auch kultig.

Von Williams aus, einem für amerikanische Verhältnisse ganz schmucken Kleinstädtchen, sind wir weiter in Richtung Grand Canyon. Leider morgens etwas zu spät für den Sonnenaufgang; nach der langen Tour am Tag zuvor, brauchten wir beide eine Portion Schlaf mehr. Von Williams startet auch ein historischer Zug in Richtung Grand Canyon, wir haben aber den Wagen genommen, weil wir von dort dann weiter nach Page fahren wollten. 

Der Canyon selbst ist absolut beeindruckend. Die Felswände, die über viele hunderte von Metern abfallen, tief unten der Colorado, der mit seinen Nebenflüssen diese grandiose Kulisse in den Fels gegraben hat. Und das ganze, soweit der Blick schweifen kann von Nordost nach Südwest. Wir sind etwa 4 km am Südrand des Canyons entlang gegangen, wobei der Canyon sich mit dem Sonnenstand veränderte. Leider zogen hohen Wolken herein, die das Licht sehr diffus machten.

Am späten Vormittag ging es dann weiter nach Page, wo wir zwei Nächte verbracht haben. Ein Ort, 1957 gegründet und heute ganz dem Tourismus verschrieben. Hotel an Hotel, ein paar Restaurants bzw. Schnellimbisse, Supermärkte, Tankstellen und Touranbieter. Dazu ein halbes Dutzend Kirchen fast jeglicher Konfession. Eine interessante Gemengelage. Die Landschaft um Page hat aber auch einiges zu bieten.

Am ersten Abend haben wir den Horseshoe Bend besucht, wo der Colorado River eine Art Saarschleife in monumental hinlegt. Am zweiten Tag ging es morgens in den Antelope Canyon X (der Upper Antilope Canyon war ausgebucht, vermutlich, weil Ostersonntag war) und abends ging es zu den Toadstool Hoodoos, einer bizarren Landschaft aus Felsnadeln und vielen unterschiedlichen Gesteinsfarben 40km westlich von Page.

Der Zion Zion Nationalpark (Bilder folgen) war dann landschaftlich ganz anders, alpiner, mit teils schneebedeckten Bergen, Bäumen, engen Tälern. Wir haben dort ein paar Wanderungen gemacht. Leider war der Weg zu Angels Landing wegen Ausbesserungsarbeiten gesperrt, so dass wir den nicht angehen konnten (es gibt eine Art Lotterie, bei der ausgelost wird, wer den Weg wandern darf, da der Andrang zu groß ist, aber so konnten wir uns das Glücksspiel für Las Vegas aufheben)..

Als letzter Punkt unser gemeinsamen Zeit stand Las Vegas auf dem Programm. Was soll ich sagen? Gefühlt Disneyworld für Erwachsene. Man kann von den alten Ägyptern, über das antike Rom, Venedig, Paris bis nach New York flanieren, von Casino zu Casino, von Shoppingmail zu Shoppingmail. Abends bitten einen leichtbekleidete Damen in Federboa, deren Outfit eher in den Karneval von Rio passt, um ein Foto, oder man schaut sich die Chippendales bzw. David Copperfield an. Fast jedem Hotel ist ein Casino angeschlossen. Das Frühstück haben wir direkt im Raum mit den Glücksspielautomaten einnehmen müssen, Sitzplätze nur vor Automaten verfügbar. Johannes hat auf diesem Weg dann 2 Dollar verzockt, während ich Kaffee und Croissant verrückt habe. Kurzum, die seltsamste Stadt, die ich je besucht habe .. eigentlich kein Ort zum Leben wie andernorts, sondern eine große Gelddruckmaschine. Definitiv nicht meine Stadt!

Nachdem ich am Folgetag Johannes am Flughafen abgesetzt hatte, hieß es für mich dann auch nur schnell weg aus Las Vegas. Die zurückliegenden Tage zu zweit vergingen wie im Flug. In einem Husarenritt bin ich dann allein im Wagen gut 400km bis zum Bryce Canyon Nationalpark gefahren. Die Musikauswahl von Johannes und die spanischen Ansagen seines Navis im Handy wichen schlechtem Radioempfang, mit Rauschen, Aussetzern, viel Country und einer Art Kirchenradio mit Missionscharakter, das ich selbst wenn kein anderer Sender empfangsbar war, nicht ertragen konnte. Der Bryce Canyon war dann aber eine Landschaft wie aus einem Fantasyroman. Unzählbare Felsnadeln, mal Burganlagen gleichend, mal wie Straßenschluchten, füllen einen weiten Kessel. Dazwischen noch Schnee und ein Ausblick bis auf die nächste Bergkette am Horizont. Diese einmalige Kulisse machte mir den Umstieg auf den Modus als Alleinreisender etwas einfacher. 

Zu meinen absoluten Highlights bei der Planung der Reise gehörte der Arches Nationalpark, auch wenn der noch mal ein ganzes Stück weiter östlich liegt. Die Fahrt dorthin auf dem Highway war für mich eine neue Erfahrung, über 160km nichts, das heißt keine Siedlung ... wüstenähnliche Gebirgslandschaft pur nur unterbrochen von vereinzelten Parkplätzen mit Klohäuschen. Dazu ein Sandsturm, der kurz vor Moab am Nationalpark aufzog und die Luft milchig orange schimmern ließ. Meine Nase und der Wagen haben sich bedankt, alles staubig und ratzetrocken Froh wa, ich, in der Unterkunft zu sein ... und froh, dass sich der Sand in der Luft am nächsten tag gelegt hatte, so dass ich den Nationalpark bei gutem aber kühlen Wetter genießen konnte.

Morgens habe ich eine kleine Wanderung zum Corona Arch gemacht, der etwas westlich von Moab oberhalb des Colorado Tals liegt. Nachmittags dann eine Runde durch den Nationalpark (neben dem Ticket, dass den Zugang in die Parks erlaubt, benötigt man hier in der Hauptsaison ab April noch ein weiteres Ticket, das regelt, in welchem Zeitfenster man in den Park hineinfahren darf). Ich habe mir verschiedene Felsformationen angeschaut, den Double Arch, das Nord- und Südfenster und den Tourret Arch, bevor ich schließlich gegen Abend die Wanderung zum Delicate Arch unternommen haben, um dort bei Sonnenuntergang zu sein. Dort war richtig Betrieb, was verständlich ist, da der Felsbogen zu den bekanntesten Naturdenkmälern der USA gehört. Da es aber etwas windig war, sind dann viele gleich wieder abgestiegen, so dass zu Sonnenuntergang etwa noch zwei Dutzend übrig blieben. Die Kulisse ist einmalig. Der völlig frei stehende Bogen, der am oberen Rande eines kleinen Felskessels, der einem Amphitheater gleicht, aufragt. Dahinter schneebedeckte Berge und die Weite des amerikanischen Südwestens.

Da ich in den Tagen, in denen wir zu zweit unterwegs waren, nicht jeden Tag mehrere Bilder bearbeiten wollte, ist der Blogbeitrag aktuell noch etwas textlästig. Das wird sich aber hoffentlich zeitnah ändern, so dass die Eindrücke, die ich in Textform beschrieben habe, noch mit Bildern unterlegt werden.

Diesen Blogartikel werde ich mit dem Verlauf der Reise weiter ergänzen und einen zweiten Artikel eröffnen, der sich explizit mit den Darkskies im Südwesten der USA befasst, da ich hier jetzt noch ein paar Tage rund um den Neumond habe.